Wenn wir eine Datei von Ihnen erhalten, prüfen wir als erstes, ob andere als CMYK Farben in der Datei enthalten sind. Ist die Datei ausschließlich in CMYK aufgebaut, wird sie direkt zum Proofen gesendet.
Umgang mit falschen Profilen bei CMYK Daten / "Profile Mismatch"
Sofern wir ausschließlich CMYK Daten von Ihnen erhalten haben, ignorieren wir sämtliche enthaltenen Eingabe- und Ausgabeprofile und verwenden nur die CMYK Werte, die wir auf den bestellten Ausgabefarbraum bringen.
Beispiel 1: Daten in ISOCoated, Proof in ISOCoatedV2 bestellt, also falsches oder kein CMYK Profil eingebettet
Sie senden eine Datei mit dem Profil ISOCoated und einer Farbfläche in CMYK 100/70/0/0 und bestellen einen Proof nach ISOCoatedV2. Wir ignorieren das ISOCoated Profil und proofen den reinen Farbwert 100/70/0/0 nach ISOCoatedV2.
Warum tun wir das? Wir versuchen in unseren Proofs, die "gelebte Realität" des Druckes so gut als möglich wiederzugeben. In vielen Gesprächen mit Druckereien haben wir gesehen, dass diese in fast 100% der Fälle keine Profilkonvertierungen von CMYK nach CMYK durchführen, sondern einen Farbwert von 100/70/0/0 ohne Beachtung von CMYK Profilen so auf die Platte bringen, Papier einlegen und normkonform drucken. Also bilden wir auch diesen Weg ab, obwohl es eigentlich "korrekter" wäre, einen Farbraumtranfer von ISOCoated 100/70/0/0 nach ISOCoatedV2 durchzuführen. Dabei entsteht aber ein anderer Farbwert, bei relativ farbmetrischer Konvertierung mit Tiefenkompensierung beispielsweise 100/63/1/6 oder perzeptiv mit Tiefenkompensierung 100/63/3/15 !
Praxisfall: Ein Kunde von uns proofte nicht bei uns, sondern bei einem Kollegen 30 leicht unterschiedliche, dunkelblaue Farbflächen in ISOCoatedV2, unter denen jeweils der CMYK Wert in schwarzer Schrift stand, um eine pulverbeschichtete Oberfläche farblich abzumustern. Der Kunde definierte anhand der geprooften Farbflächen einen sehr gut passenden CMYK Farbwert, setzte den in seine Broschüren ein, und startete die Druckaufträge.
Ergebnis: Das Dunkelblau war jeweils ein deutlich anderes Blau als auf dem Referenzproof, Kunde und Agentur waren sehr unzufrieden und gingen auf Fehlersuche.
Jetzt kam der Fall zu uns. Wir erhielten eine Datei zum Proof nach ISOCoatedV2 und verglichen die mit dem Proof unseres Kollegen. Die Farben mit denselben darunter gedruckten schwarzen CMYK Werten waren deutlich unterschiedlich, beide Proofs aber mit Medienkeil versehen und korrekt vermessen. Nach einiger Fehlersuche kamen wir auf die Idee, die ursprünglich beim Kollegen geproofte Datei anzufordern, die auch noch existierte. In dieser fand sich ein Fogra27Coated Profil, also eine Umsetzung des alten ISOCoated. Bestellt worden war damals ein Proof nach ISOCoatedV2.
War war passiert? Der Kollege hatte die Eingangsprofile berücksichtigt, wodurch eine wie oben angeführte deutliche Veränderung der CMYK Werte der Farbfelder durch einen Farbtraumtransfer von CMYK nach CMYK einher ging. Die schwarzen gedrukten CMYK Werte unter den Farbfeldern hatten sich aber natürlich nicht verändert. Der abgemusterte CMYK Wert entsprach also überhaupt nicht mehr dem geprooften Wert. Unser Kunde fiel aus allen Wolken: "Wie, es wurden nicht unsere CMYK Werte geprooft?".
Bei uns wäre dieser Fall eben nicht aufgetreten, da wir das eingebettete Profil bei CMYK Daten ignorieren würden. Das wäre in diesem Fall auch die Erwartungshaltung unseres Kunden gewesen. Nach knapp zwei Stunden hatten wir so den "Fehler" (oder vielleicht eher: den "Unterschied") ermittelt, unserem Kunden einen "erwartungsgerechten" Proof erstellt, anhand dessen er den passenden CMYK Wert in ISOCoatedV2 ermitteln konnte, und hatten das Problem aus der Welt geschafft.